Sonntag, 16. Juni 2013

Die Westküste oder Strandflair & Bergzauber

Für das zweite Maiwochenende (Mai in Neuseeland entspricht November in Deutschland, nur zu Erinnerung^^) war die Wettervorhersage für die Südinsel so blendend, dass ich unbedingt etwas Großes unternehmen wollte. Und nach einigen Irrungen und Wirrungen ergatterte ich (nach Chrissy) den sechsten Platz im Auto unserer vier Tschechinnen (Pavlina, Lenka, Marketa und Tereza). Und das Ziel war: der Copland Track an der Westküste, in der Nähe des Fox Glacier. Das ist ziemlich weit weg von Dunedin, mit dem Auto fährt man mindestens 7 Stunden ;) Aber wenigstens führt einen die Fahrt durch die schönsten Landschaften Neuseelands:
Von den verschneiten Hügeln Roxburghs in Central Otago...




... vorbei am spätherbstlichen Cromwell ...




... und am wunderschönen Lake Hawea, dem Nachbarssee von Lake Wanaka ...




... bis schließlich zur Westküste, die mit wunderschönen Stränden aufwartet:





Auf irgendeiner dunklen Landstraße halfen wir ein paar französischen Touristen, deren Wohnmobil beim Parken am Straßenrand im Schlamm steckengeblieben war. Und: Yay, wir haben sie retten können!! :)
Es war längst dunkel, als wir den Ort Fox Glacier und nach einer abenteuerlichen Fahrt über dunkle gewundene Waldpfade unseren Campingplatz direkt am Strand erreichten. Übernachtet wurde im Zelt. Das war die kälteste Nacht, die ich bisher in Neuseeland verbracht habe ... nie wieder wird mich hier einer in ein Zelt bekommen, solange es nicht wieder Sommer ist!! Aber: Der Sternenhimmel war der schönste, den ich jemals gesehen habe. Wir hatten eine absolut klare Nacht erwischt, und da im Umkreis von hunderten von Kilometern kaum Menschen wohnen und es daher so gut wie keine Lichtverschmutzung gibt, erstrahlten die Sterne in unwahrscheinlicher Pracht, und besonders die Milchstraße war ganz hervorragend zu sehen. <3

Am nächsten Tag standen wir vor der Sonne auf, um einen kleinen Strandspaziergang zu machen und anschließend einen Stopp am Lake Matheson einzulegen. Lake Matheson ist sicher eins der beliebtesten neuseeländischen Postkartenmotive: ein wunderschöner, klarer See vor gigantischer Bergkulisse, die sich mit etwas Glück sehr fotogen im See spiegelt.





Langsam ließ sich dann auch die Sonne blicken.



Und wir warfen einen Blick auf den Fox Glacier. 



Dann fuhren wir uns zum Start des Copland Track, und es sah wirklich sehr vielversprechend aus.

Gemeinerweise beginnt dieser Track mit einer Flussüberquerung. Sobald es stärker regnet, steigt dieser Fluss steil an und man kann den Track nicht mehr begehen. Wir hatten Glück, denn das Wasser war nur knöchelhoch ... unsere Freunde, die am Wochenende zuvor dort waren, mussten bis zur Hüfte durchs Wasser waten :O

Der Copland Track ist 17 km lang und führt hauptsächlich durch Wald. Das ist schade, denn die Berge drumherum sind wunderschön:


Aufgrund seiner Tallage ist dieser Wald außerdem extrem feucht, trotz Sonnenschein stand uns der Matsch oft bis zu den Knöcheln - was noch erträglich ist, aber stellt euch vor, in welchen Sumpf sich der Weg verwandeln muss, wenn es dann mal tatsächlich regnet, was an der Westküste öfters mal vorkommt ... 


Ein gutes Wegstück führte auch am Ufer eines schönen blauen Flusses entlang, über spektakulär glitschige Geröllfelder. 


Die Highlights des Weges waren aber immer noch die Hängebrücken - Menschen mit Höhenangst sollten in Neuseeland auf keinen Fall wandern gehen:




Nach viiiiielen Stunden und langsam aufkommender Verzweiflung (wie immer, wenn man lange gelaufen ist und sich fragt, ob man wohl jemals am Ziel ankommen wird) erreichten wir plötzlich ein Schild: Welcome Flats Hut - 2 minutes!! Das war in der Tat kürzer als gedacht ;) Diese Hütte ist das Ziel des Tracks, und hier gibt es etwas ganz besonderes: Heiße Quellen, in denen man nach einem langen harten Wandertag baden kann!!! :)




Während wir das heiße Bad genossen, konnten wir das uns umgebende Bergpanorama und den Sonnenuntergang genießen:



Nachdem der Track selber uns etwas enttäuscht hatte, machte dann das Ziel die Anstrengung doch noch lohnenswert :)
Am nächsten Tag spazierten wir dann die ganze Strecke wieder zurück^^ Da das nicht sehr spannend war, hier ein Wasserfallfoto:

Nachdem wir am frühen Nachmittag wieder am Startpunkt angelangt waren, wurden wir erstmal von zahlreichen sandflies attackiert (sie sind besonders zahlreich an der Westküste. Leider.) und ergriffen daher ziemlich schnell die Flucht zurück gen Dunedin. Zwischendurch stoppten wir an einem wunderhübschen Strand, nur, um erneut von den bösartigen Mistviechern belagert zu werden. ;)



Dann fanden wir zum Glück einen grandiosen Aussichtspunkt ohne sandflies:


... und fuhren gerade rechtzeitig wieder am Lake Hawea vorbei, um den Sonnenuntergang zu bewundern:





Samstag, 15. Juni 2013

Mount Cook/Aoraki - Rendesvouz mit dem Wolkendurchbohrer

So früh, dass es noch zappenduster war, brachen wir am nächsten Morgen von Wanaka gen Mount  Cook/ Aoraki auf. Wir hatten nämlich eine große Aktivität, die wir dort unbedingt machen wollten: Kayakfahren auf einem Gletschersee. Leider wurde in den 3 Tagen, die wir im Mount Cook Village verbracht haben, das Kayakfahren an jedem einzelnen Tag aus Wettergründen gecancelt :(
Was natürlich nicht heißen soll, dass wir nicht trotzdem viele Abenteuer zu bestehen hatten.

Mount Cook Village ist ein winziger Ort mit 100 Einwohnern, der eigentlich nur aus Hotels, Motels, Hostels und der i-Site besteht und sich an den Fuß mächtiger Berge mit Blick auf den Mount Cook schmiegt. Der einzige Zugang zu diesem Ort ist eine Straße, die sich eine Stunde lang durch ein verlassenes Bergtal schlängelt, unter anderem entlang des Lake Pukaki.






Kaum als wir im Mount Cook Village angekommen waren und erfahren hatten, dass heute niemand mit uns Kayakfahren gehen würde, wählten wir als alternatives Tagesprogramm den HOOKER VALLEY TRACK. Warum auch immer der so heißt, ich glaube nicht, dass Prostitution entlang eines Wanderweges ein besonders einträgliches Geschäft ist oder jemals war ;)

Anfangs sah alles noch ganz gut aus: Wir entdeckten Fredas Felsen: Freda du Faur bestieg 1910 als erste Frau den Mount Cook und wurde anschließend in Siegespose an diesem Felsen fotografiert: http://knowledge.coastalwatch.com/download/attachments/8622404/Emmaline+Freda+Du+Faur+at+Freda++%E2%80%99s+Rock+3+December+1910+%28Photo+credit+G+E+Mannering+Collection,+Alexander+Turnbull+Library%29.jpg

Auch das Wetter schien gar nicht mal so schlecht zu sein. 

Zumindest am Mueller Glacier Lake sah es noch nicht ganz so schlimm aus. 

Doch dann gab es einen der berüchtigten Gebirgs-Wetterumschwünge, und wir kämpften den Rest der Wanderung gegen Regen und hinterlistigen eisigen Wind an, der uns den Regen heftig ins Gesicht wehte - ich wusste vorher nicht, dass Regen einem wehtun kann :( Und alle Berge verschwanden hinter dichten Wolken.

Als wir nach einigen Stunden endlich wieder ein Dach über dem Kopf hatten, waren wir quatschnass und waren uns einig, den Rest des Tages lieber indoor zu verbringen, also erkundeten wir einige Stunden lang das kleine Museum der i-Site, das uns reichlich deprimierte: Zum einen gab es dicke Bücher, in denen kleine Biographien, Fotos und die Schicksale all jener Bergsteiger festgehalten wurden, die jemals am Mount Cook tödlich verunglückt sind - es waren viele :( Zum anderen wurde ein Dokumentarfilm über die Rettungsflieger am Mount Cook gezeigt, die Bergsteiger in Not retten - der dann auch mit einer extrem gefährlichen Rettung endete, die schließlich gelang, nur, damit der Gerettete wenig später im Krankenhaus sterben konnte. Es war also alles reichlich deprimierend, und wir beschlossen, niemals zu versuchen, auf den Mount Cook zu klettern. Außerdem machten wir lustige Fotos mit den ausgestopften Tieren.

Am nächsten Morgen sah das Wetter genauso schlimm aus wie am Nachmittag/Abend zuvor: Strömender Regen und keine Berge in Sicht. Deswegen besuchten wir das berühmte Hermitage Hotel, das angeblich aussieht wie das Hotel in "The Shining", weswegen auch einst Mitarbeiter des Hotels eine Hermitage-Version von "The Shining" gedreht haben, und schauten uns das dortige Mini-Museum und Planetarium mit 3D-Kino an. Dort gab es unter anderem einen Animationsfilm über die Maori-Legende zur Enstehung des Mount Cook zu sehen: Die Söhne von Raki (dem Himmelsgott), der älteste von ihnen Aoraki, waren mit ihrem großen Kanu unterwegs, um ihre Mutter zu besuchen. Doch sie gerieten in einen gewaltigen Sturm und das Kanu wurde von einem unter den Wellen verborgenen Felsen so schwer beschädigt, dass es kenterte. Um sich vor dem Ertrinken zu retten, kletterten die Brüder auf den Rumpf ihres Kanus. Doch die eiskalten Stürme, die um sie herum tobten, verwandelten die auf dem Kanuwrack kauernden Brüder in Stein, und sie wurden zu den Gipfeln der Neuseeländischen Alpen, mit Aoraki als dem höchsten Gipfel, während das Kanu zur Südinsel Neuseelands wurde. Deswegen ist einer der Maori-Namen für die Südinsel auch "Te Waka o Aoraki", Aorakis Kanu.
Neben dieser Legende hat mich auch die Geschichte eines Bergsteigers sehr beeindruckt, der den Mount Cook besteigen wollte, aber aufgrund von einem plötzlichen Wetterumschwung kurz unter dem Gipfel festsaß und nicht mehr absteigen konnte. Es dauerte Tage, bis zufällig ein Hubschrauber vorbeiflog und ihn bemerkte. Dieser Zufall rettete ihm das Leben, aber seine erfrorenen Beine mussten beide amputiert werden. Doch später gelang es ihm dennoch, mithilfe von Beinprothesen sowohl den Mount Cook als auch sogar den Mount Everest zu besteigen!

Es war gegen Mittag, als wir plötzlich den Sonnenschein draußen bemerkten. Und tatsächlich war das Wetter wieder radikal umgeschlagen, diesmal aber zu unseren Gunsten:







Sir Edmund Hillarys Denkmal blickt stolz in Richtung Mount Cook, seinem Übungsberg für den Mount Everest.

Angesichts des Sonnenscheins mussten wir natürlich sofort wandern gehen :)


Der Sealy Tarns Track führte uns hoch über die Baumgrenze hinaus (und das über fast 2000 steile Stufen), und der Ausblick war gigantisch, besonders weil sich Mount Cook auch endlich mal die Ehre gab und erschien:







Sealy Tarns :)

Hier fiel uns ein merkwürdiges Geräusch auf, das wie Donner klang, nur dass es nicht vom Himmel kam. Später fanden wir heraus, dass es das Donnern von Lawinen in den umliegenden Bergen war O.O







Nachdem wir die 1810 Stufen wieder hinuntergehastet waren, hatten wir noch Zeit für eine weitere kleine Wanderung, also besuchten wir die Blue Lakes und den Abel Tasman Glacier Lake.

Wer auch immer die Blue Lakes benannt hat, war eindeutig farbenblind, denn einer ist grüner als der andere.

Wesentlich blauer war dann doch der Tasman Glacier Lake, und vor allem ein paar seiner Eisberge.





Nach diesem spektakulären Wetter war unser Trip eindeutig gerettet. Nichts konnte mehr schiefgehen. Abgesehen davon, dass das Kayakfahren am nächsten und letzten Tag schon wieder abgesagt wurde. Und davon, dass wir aus Versehen unseren Autoschlüssel im Kofferraum einschlossen. Aber: Nicht verzagen, Kiwi fragen. Unser Hostel-Rezeptionist führte nicht nur ein paar lange Telefonate für uns, um herauszufinden, was ein Schlosser zum Retten des Schlüssels uns kosten würde (400$!), sondern brach auch höchstpersönlich selbigen Kofferraum auf, ohne dass das Auto auch nur einen Kratzer abbekam. Traurig im Hinblick auf die Diebstahlsicherheit dieses Autos, aber sehr praktisch für uns ^_^

So konnten wir nämlich beruhigt unserem Alternativprogramm zum Kayakfahren nachgehen: Bootfahren auf demselben Gletschersee. Natürlich nicht so cool wie selber rumpaddeln, aber doch abenteuerlich genug.








Eisberg streicheln!!


Die riesigen Eisberge schmelzen innerhalb eines Jahres komplett weg...







Und niemand ging unterwegs über Bord, das Wasser war auch wirklich unvorstellbar kalt.

Nachdem wir mit den Eisbergen auf Tuchfühlung gegangen waren, verabschiedeten wir uns von Mount Cook (der sich mal wieder hinter Wolken versteckte) und begaben uns auf den langen Weg zurück nach Dunedin. Unterwegs stoppten wir am Lake Tekapo, einem der Orte, wo viele Kiwis Ferienhäuschen haben.